Einen interessanten Ausflug nach Kirchanschöring machte Bus mit 46 Gartlern aus Inzell, Hammer und Weißbach. Sie besuchten den Betrieb von Michael Steinmaßl, der nach einer Zierpflanzengärtnerlehre bereits 2006 daheim Gemüse anbaute. Später machte er den Abschluss zum Gemüsebaumeister, um dann 2012 den Milchviehbetrieb seiner Eltern (bislang im Nebenerwerb) auf einen Vollerwerbsbetrieb im Gemüsebau umzustellen. Zur Direktvermarktung seiner Produkte hat er bereits 2008 einen kleinen Gemüseladen eröffnet, den er 2015 zu einem Biovollsortimentladen vergrößerte. Neben dem Gemüseanbau wird eine Mutterkuhherde mit Pinzgauern und Murnau-Werdenfelsern gehalten. Es gibt auch noch Gänse, Hühner, Schweine und Schafe auf dem Hof. Daneben lässt er auch Läusen und anderen Schädlingen Platz, die er allerdings auf biologische Weise oder mechanische Weise bekämpft. Läuse sind für ihn das Futter für Vögel sowie wichtige Insekten wie Marienkäfer oder Wespen. Wie zum Beweis, dass das Gleichgewicht passt, zeigte er ein Blatt einer Gurke, die mit vielen Läusen besetzt war. Daneben waren aber auch schon die braunen Eier der Schlupfwespe, Florfliegen und Gallmücken zu sehen – also die natürliche Feinde der Läuse. In seinen Gewächshäusern setzt er zusätzlich zur Bekämpfung der roten Spinne und Tripps Raubmilben ein. Um sein Gemüse auf dem Feld gegen Kohlweißlingsraupe oder Feldhasen zu schützen, deckt er es mit Netzen ab. Gegen Schnecken setzt er seine Laufenten ein. Der Gmias-Michi steht für biologisch-organische Wirtschaftsweise. Er arbeitet mit mechanischer Unkrautbekämpfung, auf brachliegenden Flächen baut er sofort eine Zwischenfrucht an, er setzt auf eine Fruchtfolge und mulcht den Boden seiner beiden Gewächshäuser mit Silage aus Kleegras aus eigenem Anbau. Seine mannshohen Gurken hatten bereits sehr große Blätter – für ihn ein Zeichen, dass es ihnen taugt. Sie möchten gern ein dampfiges Klima – also auch über die Blätter gießen, eine Mulchschicht auf dem Boden, wo sich die Wurzeln entwickeln können, dann wachsen die Pflanzen gut. Für den Gemüseanbau der Privatgärtner hatte er einige Tipps parat: Den Boden nicht umgraben, sondern nur lockern. Wenn Flächen abgeerntet sind, sofort eine Zwischenfrucht anbauen. Gras immer nur in Streifen mähen, damit Insekten immer einen Lebensraum zur Verfügung haben. Die Gemüsepflanzen beim Setzen im Freiland einmal gescheit angießen, dann eine Woche nicht mehr, dann noch einmal gießen und dann zwei Wochen nicht mehr. Die Wurzeln wachsen dem Wasser nach und müssen sich strecken. So entwickeln sie ein gutes Wurzelwerk und ziehen genug Wasser und Nährstoffe aus dem Boden. Wenn sie dann noch gemulcht werden, dann ist der Boden saugfähiger und Regenwasser verteilt sich besser. Tomaten zieht er eintriebig mit 12 bis 15 Blättern, weil sie dann besser durchlüftet werden. Je Rispe lässt er nur 10 Blüten und schneidet den Rest weg, weil dann die Früchte gleichmäßig groß werden. Bei seinen 15 Sorten war auch der Vergleich von veredelten und nichtveredelten Pflanzen zu sehen. Die veredelten Tomaten hatten einfach den besseren Wuchs. Michi Steinmaßl gießt seine Pflanzen im Gewächshaus meist um 11, 13 und 15 Uhr und dann nicht mehr. So haben sie noch Zeit abzutrocknen, dann gibt es keine Probleme mit Krankheiten. Um den Hof gibt es eine Streuobstwiese, auf denen auch alte Bäume ihre Berechtigung haben. Sie dienen Vögeln als Nistmöglichkeiten und Wespen schaben dort Holz für den Nestbau. Weitere Lebensräume für Vögel, Lebewesen und Insekten wurden durch eine Steinmauer, eine Benjeshecke sowie eine große Wildobsthecke geschaffen.
Nach der sehr interessanten Führung und einer kleinen Gartlerbrotzeit mit Gemüse, Brot und Aufstrich machten sich die Gartler auf den Weg zum Badwirt bei Tettenhausen, um dort noch einzukehren und den Sonnenuntergang über dem Tachinger See zu genießen. Mit dem Blick auf den Vollmond bei fast sternenklarem Himmel ging eine kurzweilige Informationsfahrt des Gartenbauvereins zu Ende mit vielen positiven Eindrücken und Anregungen – wie sagte ein Teilnehmer so treffend: „Heute haben wir viel erfahren, was wir falsch gemacht haben“, aber auch was man ändern und verbessern kann.
Fotos: Waltraud Jahn